Astroaufnahmen mit Video- und CCD-Technik
Die moderne Mikroelektronik hat die Astrofotografie in fast allen Bereichen
revolutionierend verändert. Was früher nur den besten Astrofotografen mit
jahrelanger Erfahrung gelang, kann man heute nach relativ kurzer Einarbeitungszeit
selber fabrizieren. Der CCD-Chip ersetzt den Film und der PC die Dunkelkammer.
Es folgen Aufnahmen, die sowohl mit einem Camcorder als auch mit einer CCD-Kamera gewonnen wurden. Alle Bilder wurden
mit der selbstgeschriebenen Bildverarbeitungssoftware IMPRO nachbearbeitet, um feine
Strukturen zu verstärken und maximale Kontraste zu erzielen.
Diese Fleckenfruppe wurde im Sommer 1991 mit einem handelsüblichen Camcorder
an einem 80/1200mm-Refraktor in Krampfer aufgenommen. Bei der Nachbearbeitung wurden
mehrere Videoframes digitalisiert, gemittelt und schließlich mit Hilfe von Bandpaßfiltern
geschärft.
Diese Bildserie derselben Gruppe zeigt Veränderung in ihrer Struktur im Laufe mehrerer Tage.
Ein weiterere große Fleckengruppe, mit der genannten Videotechnik bei guter Luftruhe im August
1991 aufgenommen.
Auch hier wieder eine kurze Sequenz von Einzelbildern, die zeitliche Veränderungen
der Flecken dokumentiert.
Mit Hilfe von H-Alpha-Filtern lassen sich natürlich ganz andere Strukturen auf unserem
Zentralgestirn verfolgen. Diese Bilder von Protuberanzen und Filamenten entstanden im
Sonnenphysikalischen Kabinett der Archenhold-Sternwarte Berlin.
Auch der Mond ist ein sehr dankbares Objekt für Video- und CCD-Kameras. Dieses und die folgenden
Bilder entstanden im Februar 1994 mit einer Starlight-XPress CCD-Kamera am C14
des Department of Physics, University of York (England). Die sehr kurz belichteten Rohbilder wurden
mittels Hochpaßfilter geschärft und durch Palettenmanipulationen weiter im Kontrast gesteigert.
Gerade bei der Planetenbeobachtung macht die moderne Technik nicht nur der herkömmlichen
Astrofotografie Konkurrenz, sondern vermag auch die Qualität guter visueller Beobachtungen
erreichen. Beim folgenden Bild wurde der Planet Jupiter mit einem Camcorder am
500mm-Cassegrain
Teleskop der Archenhold-Sternwarte bei für Berliner Verhältnisse guter Luft mehrere
Minuten lang aufgezeichnet. Später wurden 100 Videoframes digitalisiert und auf die übliche Art
gemittelt und nachbearbeitet. Der GRF ist besonders gut zu sehen, da die Aufnahme vor
dem letzten Revival des SEB entstand.
Aus aktuellem Anlaß noch ein Jupiterbild: Am 21.Juli 1994 gelang mir die beste
Aufnahme des Kometenimpacts auf dem Riesenplaneten. Verwendet wurde ein Camcorder in
Okularprojektion am 180/1800mm-Zeiss Meniscas. Unmittelbar in der Abenddämmerung war
die Luft so ruhig, daß mühelos verschiedenste Oberflächendetails
(Bänder, GRF, Impactstrukturen, Spots,...) ausgemacht werden konnten.
De Saturn ist zwar im Moment nicht so schön beringt wie sonst, da wir direkt auf
die Kante der Ringe schauen, Anfang 1994 sah das aber noch ganz anders aus. Die
folgende Aufnahme wurde wieder am C14 in York mit einer Starlight-XPress CCD-Kamera
gewonnen und später mittels Bandpaßfilter geschärft.
Schließlich ist die Aufnahme von Nebeln und lichtschwachen Objekten aller Art
natürlich einer der Schwerpunkte aller CCD-Arbeiten. Dazu sollte man sich jedoch tunlichst
dunkle Beobachtungsorte suchen oder spezielle Deep-Sky-Filter verwenden. Für
den im folgenden gezeigten Orionnebel sind solche Maßnahmen noch nicht nötig.
Die Aufnahme entstand am C14 in York, die Belichtungszeit der Starlight-Xpress
CCD-Kamera betrug 2 Minuten.
Auch M 51, der bekannte Spiralnebel in den Jagdhunden, hob sich am gleichen Instrument
bei 2 Minuten Belichtungszeit schon deutlich vom Hintergrund ab.
Auch einige Sternahufen sind hell genug sind, um im Lichtermeer einer Stadt
noch ordentlich aufgenommen werden zu können. M 13 ist einer der hellsten
Kugelsternhaufen unser Galaxis, er befindet sich im Herkules und wurde im Mai
1994 in York fokal und in Okularprojektion 1 Minute belichtet.
Sirko Molau; letzte Änderung: 18.Juli 1996