Auf der IMC '92 wurde bereits in verschiedenen Vorträgen und auf Postern von Versuchen und
Ergebnissen bei Videometeorbeobachtungen berichtet. Vor allem ein kanadisches Team konnte dabei
schon ganz beachtliche Erfolge erzielen. Das regte uns dazu an, ebenfalls eine elektronische Kameraanlage
zusammenzubauen und auszutesten.
Das Herzstück der Anlage, den Bildverstärker, bekamen wir von der Archenhold-Sternwarte in Berlin.
Als abbildende Optik kamen ein 1,8/50-Normalobjektiv oder ein 2,8/20-Weitwinkelobjektiv in Frage. Erste
visuelle Tests mit einem 2,8/50-Normalobjektiv brachten zwar wie zu erwarten die bessere Grenzhelligkeit
(bei sehr schlechten Berliner Bedingungen ungefähr 6.Größenklasse, das Weitwinkelobjektiv mindestens
eine Größenklasse weniger), dafür erfaßte es jedoch nur ein viel kleineres Gesichtsfeld (ca. 15° in
Durchmesser statt ca. 60° mit dem Weitwinkelobjektiv). Da die Videoanlage in den vom Vollmond
erhellten Maximumsnächten eingesetzt werden sollte, entschieden wir uns für das größere Gesichtsfeld, um
möglichst viele der zu erwartenden hellen Meteore zu erfassen.
Am hinteren Ende des Restlichtverstärkers entfernten wir die vorhandene Optik. Dadurch wurde die
Mattscheibe des Restlichtverstärkers sichtbar, die nun direkt mit einem handelsüblichen Camcorder
aufgenommen werden konnte. Durch den geringen Abstand zwischen Mattscheibe und Camcorderoptik
(ca. 1cm, Camcorder mit Makroscharfstellung) ließ sich fast das gesamte Kameragesichtsfeld nutzten.
Die nun voll einsatzfähige Anlage wurde zur Beobachtung auf zwei Stativen unnachgeführt in Richtung
Zenit aufgestellt (eine kompakte Halterung für alle Teile mit Anschlußmöglichkeit für eine Montierung ist
gerade im Bau). Es fehlte also nur noch das gute Wetter...
Bei schlechtesten atmosphärischen Bedingungen (durchziehende Cirrus- und Altocumulusfelder,
Grenzgröße weit unter 5 mag, 'Wolkenlückenbeob-achtung') konnten wir die Kamera am 11/12. und
12/13. August '92 jeweils 1.5 Stunden laufen lassen.
Es schloß sich die sehr nervenaufreibende Prozedur der Auswertung der Videobänder an. Da es (noch)
keine bessere Möglichkeit gibt, mußten wir noch einmal dieselbe Zeit auf den Fernseher starren und nach
Meteoren Ausschau halten (was mindestens so ermüdend wie eine richtige Beobachtung ist). Insgesamt
fanden wir 10 Meteore, etwa genauso viel wie wir an den Abenden visuell am Himmel sahen! Damit
bewies sich sofort der bedeutende Vorteil von Videobeobachtungen gegenüber Fotografien: Man erreicht
eine wesentliche höhere Meteorrate, in unserem Fall etwa vergleichbar mit der visuell sichtbaren Rate. Ein
weiterer Vorteil ist die nun mögliche exakte Zeitbestimmung durch die im Camcorder eingeblendete Uhr,
die genaue Bahnbestimmung und die exakte Bahngeschwindigkeitsbestimmung des Meteors (bedingt durch
die kurzen Belichtungszeiten von 1/50 Sekunde).
Die derzeit noch vorhandenen Nachteile sollen jedoch auch nicht verschwiegen werden: Erstens ist die
Bahnbestimmung schwierig, da das Bildfeld des Restlichtverstärkers vor allen an den Rändern extrem
verzerrt ist, und zweitens ist die Art der Suche nach Meteoren (Ansehen der Videobänder) eine völlig
unzureichende Lösung. Alternativ gäbe es dazu derzeit zwei Möglichkeiten:
Abschließend können wir sagen: Die Tests waren auf jeden Fall sehr ermutigend. Man kann also jeden, der die nötigen Voraussetzungen dazu hat, sehr zur Videometeorbeobachtung ermuntern. Wir werden jedenfalls bei zukünftigen Expeditionen immer noch einen 'elektronischen Beobachter' dabeihaben.